Entweder
"Gratulation Mister Spielberg, es ist ein Indiana Jones."
oder
"Es tut mir leid Mister Jones, es ist ein Spielberg."
Doch ich will nicht nur meckern: Die Actionszenen sind stimmig, wenn auch hier und da auch etwas zu lang, aber damit kann man leben. Die Dialoge witzig und gut gemacht, auch wenn zu mindest ein Gag total in der Übersetzung verschwunden ist (*) und der Indy-Slapstick auch wirklich der Indy-Slapstick, den man in den alten Filmen so mochte.
Auf der anderen Seite war es ein Fehler Spielberg bei diesem Film Regie führen zu lassen. Ich denke er hat einfach "einen Hau weg", seitdem er "Schindlers Liste" (so gut der Film auch war) und "A.I." (mit dem absolut grauenhaften Pseudo-Ende) gemacht hat. Das führt dazu, dass an einigen Stellen von Indy 4, nicht nur ein moralischer Fingerzeig gemacht wird und zugleich, mit der anderen Hand, der passenden mysteriösen Fingerzeig, wie es bei den anderen drei Filmen der Fall war... Nein, der Film nimmt beide Finger, rammt sie dem Zuschauer möglichst tief in die Augen und dreht diese dann noch mehrmals darin herum - damit man sich auch sicher sein kann, dass es jeder Idiot kapiert hat.
Zum einen wäre da die Szene mit dem Kühlschrank.
Wie es dazu gekommen ist, kann ich mir lebhaft vorstellen: George Lucas rennt mit rudernden Armen zu Spielberg ins Büro und ruft: "Hey Steven! Wir haben noch eine halbe Million für Spezialeffekte, meinst Du die können wir noch in irgendeiner Szene verbraten… jetzt wo der Film eigentlich schon fertig ist?" Und Spielberg antwortet: "Oh! Ich glaube, ich weiß was! Wir blenden am Ende der Szene ein moralisches und episches Bild ein, damit die Leute nicht sofort drauf kommen, dass wir nur den Special-FX-Etat ausschöpfen."
[Kleiner Spoiler Ende]
Und das ist etwas, was mir am meisten an diesem Film aufstößt: Die Tatsache, dass er "zu viel" an manchen Stellen herüberbringen will. Der Film wäre mit weniger "Krach-Bumm" und "Bla-Bla" ausgekommen, man hätte einen Monat weniger in gewisse CGI-Effekte, aber dafür einen mehr in das Drehbuch investieren können. Kurz: Der Film reißt Plotlöcher von der Größe Belgiens auf, wenn einem die Handlung nicht komplett egal ist.
Da wäre zum einen: Wenn die Russen schon zwei von diesen Dingern haben und es 'eh die ganze Zeit um den Schädel geht, der bei dem spanischen Eroberer herumliegt, welchen Sinn hatte dann der erste Teil des Filmes, außer die Russen als neue Bösewichte einzuführen? Vielleicht die Tatsache, das man realistische Erdmännchen im Computer erstellen kann?
Indiana Jones, Doppel- Dreifach- Geheimagent für die Amerikaner? Hat Missionen in der ganzen Welt gemacht? Er hat einen Militärischen Rang? Was ist aus dem unsicheren Collegeprofessor geworden, der instant cool wird, wenn er einen Hut aufsetzt und die Peitsche anlegt? Dem Mann, der sich mehr oder minder selbst in epische Schwierigkeiten verstrickt, wenn er nach archäologischen Schätzen sucht? Na danke für diesen Backstab von hinten, direkt in die Kindheitserinnerungen, Mister Produzent George Lucas. Das war ungefähr auf der gleichen Ebene wie: "Seine Midichlorianer-Werte sind außerhalb der Scala". Für diese "Zerstörung der 'Macht' mit einem knappen Satz." hätte ich Lucas damals am liebsten eigenhändig erwürgt.
[Spoiler Ende]
Dazu kommt:
In allen anderen Indiana Jones Filmen wird zumindest erklärt was gerade passiert ist und vor allem warum. Nazis machen die Bundeslade auf, komische Geister kommen heraus und alle Nazis sterben, weil Zorn Gottes - genauer müssen wir das ja nicht wissen. Beim Tempel des Todes waren es halt indische Gottheiten und diese heiligen Steine, kann man auch mit Leben. Zumindest wusste man da worum es geht und welche Gottheit angepisst ist und welche andere darauf steht, dass man den Leuten das Herz raus reißt. Teil drei, Heiliger Gral, macht unsterblich wenn man draus trinkt, uralter Ritter bewacht ihn in einer mystischer Mörderhöhle voller Fallen und alles stürzt ein, wenn man den Gral herausbringt, weil das nun mal so ist - fair enough, macht schon irgendwie Sinn, Details eher unwichtig.
Bei Teil Vier ist das nicht so. Der Film entlässt den Zuschauer mit einem Haufen halbgarer Antworten und vieler unbeantwortet Fragen nach dem 'Warum'.
[Achtung Spoiler]
Ich meine, wenn wir schon mit Aliens… 'tschuldigung… transdimensionalen Wesen, die eine Schwarmintelligenz besitzen blablabla hantieren, warum bekomme ich nur eine Aztekische-Maya-Indio-Irgendwasprophezeihung, die nur sagt "Also es passiert irgendwas, wenn du den Schädel zurückbringst, Schätze und so Zeug."
Wenn sich die Aliens wieder zusammensetzen, sobald der Schädel erneut angebracht wird, warum sitzen sie da überhaupt auf diesen Stühlen? Haben sie sich vielleicht gesagt: "Hey Jungs, wir verrecken jetzt mal auf diesen Sesseln hier und schauen ob uns in 4000 Jahren ein Idiot wiederbelebt. Das wird lustig!"? Warum haben sie sich nicht vorher schon zusammengesetzt? Warum saßen sie überhaupt da und waren tot, wenn sie es eigentlich doch nicht waren?
Und...? Und...? Und...?
Zumal ich auch nicht genau weiß, was ich jetzt halten soll, dass es ja keine 'stinknormalen Aliens' sind, sondern der (bis dahin durchgeknallte) Professor auf einmal möglichst alle "Wuuuhuuuuu"-Begriffe moderner Science-Fiction-Literatur in einem Satz runterleiern muss, während der Rest der Leute dazu nur nickt.
[Spoiler Ende]
Ich habe das Gefühl, dass die Story mehr schlecht als recht zusammenhängt, so als wollte man ein loses Konstrukt von aneinander gereihten, geilen Szenen und coolen Ideen, die dem Kopf Spielbergs entsprungen sind, nacheinander abklappern… und ein überbezahlter, aber untermotivierter Drehbuchautor hat diese noch schnell mit einem, mehr oder minder sichtbaren, roten Faden zusammengeschnürt. Nichts desto trotzt sind die Actionszenen geil und einige der 'neuen' Charaktere machen auch was her...
[Achtung Spoiler]
...auch wenn die russische Psychotussi wie eine Taschenspielerin mit Angela Merkel Frisur herüberkommt und sie einfach nicht so gut punktet wie... zum Beispiel irgendein beliebiger Alt-Nazi, der das Dritte Reich wi(e)derauferstehen lassen will. Die Kombination von: "Aliens mit Psikräften, Kristallknochen in denen noch Psienergie steckt, Supertechnolgie und Russen mit Psikräften, die die Amis in Kommunisten verwandeln wollen" war zu viel für den Film. Ganz tolle Wurst.
Mal ehrlich, ich fand da selbst Yuri aus "Alarmstufe Rot 2" einen überzeugenderen Bösewicht... und dem (Udo Kier) hat EA vermutlich nur ein Handgeld in die Finger gedrückt und ihm gesagt: "Komm wird lustig, du darfst einen total abgespaceten Superrussen spielen und wir schminken dich dazu komisch. Ist alles an einem Tag abgedreht!"
[Spoiler Ende]
Wie gesagt, es war ein formidables Popcorn-Kino, es ist durchaus eine coole Indiana Jones Stimmung aufgekommen, aber der Drehbuchautor sollte für die Story stellenweise das Herz rausgerissen bekommen, dann in die Bundeslade gesteckt werden, um schließlich im Wasser des falschen Grales versenkt zu werden.
[Achtung Spoiler]
(*)
Er: "Sind Sie so etwas wie ein Grabräuber?"
Indy: "Um Gottes Willen, nein…"
Und jetzt denkt mal scharf nach, wie ihr das ins Englische übersetzen würdet.
[Spoiler Ende]
In diesem Sinne,
TÄTÄRÄTÄÄÄÄ TÄTÄRÄÄÄÄÄÄÄÄ!
1 Kommentar:
bin 100% deiner Meinung.
SPOILER
transdimensionale Aliens... müssen aber noch mit ihrem Raumschiff durch die Erde brechen um sich "porten" zu können... ging nicht unter der Erde oder wie? Die ganzen Animationen fand ich auch eher nervig. Gut dagegen die "Sohn mit Motorrad" Geschichte. Fand er kam gut rüber und bildete ein gewissen Gegengewicht zu Jones.
Weniger Animationen, keine Aliens, Keine Atombombe... und der Film hätte um Längen besser sein können.
Manchmal ist halt weniger einfacher mehr.
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