Samstag, 8. März 2008

No pain, no gain.

WoW-Spieler kennen das:
Ein neuer Boss steht einem gegenüber und die Raidleitung hat mal wieder die undankbare Aufgabe zu erklären, wie man am besten dem 10 Meter großen etwas die Tier-Tokens aus den Rippen schneidet.

Da schaut man also diesem Monster in die unbestimmte Anzahl Augen, fragt sich wie das Ding überhaupt durch die Tür gekommen ist, oder alternativ ob dieser Blutelf - bei einer geschätzten Körpergröße von sechseinhalb Metern - eigentlich noch bezahlbare Klamotten in seiner Größe findet und aus diesem Grund die epischen Dolche und Plattenhelme in seinem Loot, als Nadeln und Fingerhüte für sein Nähkästchen zweckentfremdet.
Während man sich diese und andere Gedanken macht, hört man nebenbei einer - oft etwas demotiviert klingenden - Erzähltante zu, welche sich in einem Zeitraum zwischen 10 Sekunden und einem Tag vor diesem Augenblick einen Guide zu dem Vieh 'da vorne' durchgelesen hat und nun einem beibringen möchte, wie man den Hobbyschneider am besten in die Anderswelt befördert.

Grauseliges Beispiel:
Ich erinnere mich hierbei noch mit Schrecken an einen pre-BC Fall, in dem ein Jäger (gut gemeint) sich ein wenig mehr Zeit für die Erklärung der etwas komplizierten Käferfamilie in AQ40 nahm.
Als er das erste Mal begann sich zu wiederholen, entschied ich mich doch noch mal schnell auf's Klo zu gehen, kurz darauf hob ich das Headset einen Moment an um den Stand der Dinge zu überprüfen und entschied mich mir in der Küche noch schnell zwei Toast zu machen. Minuten später setzte ich das Headset wieder auf und aß vor den PC meine zweiten zwei Toast. Ich drehte Teamspeak darauf hin leiser und las mir einen Guide zu den Käfern durch... als ich aus diesem beim dritten Mal Durchlesen nicht so wirklich schlau wurde, entschied ich mich ein Video zu dem Encounter herunter zu laden.
Als ich mir das Video zum wiederholten Mal angeschaut hatte und überlegte, ob ich nicht gleich noch Mal mit dem Hund Gassi gehen sollte, mit welchem just wieder durch die Tür vom Gassigehen herein war, war der werte Herr Jäger endlich der Meinung alle Klarheiten beseitigt zu haben.

Das ganze hatte etwa eine Stunde und zehn Minuten gedauert.

Diese Zeitangabe ist übrigens keine Übertreibung, sie wurde von drei verschiedenen Leuten gestoppt und als gleichsam als absolut authentisch bestätigt.

Der Raid wipte in weniger als 30 Sekunden.

Grausige Schlussfolgerung:
Natürlich sagt diese Geschichte, neben der Tatsache dass es Leute gibt die sich verflucht gerne selbst reden hören, auch einiges über die Aufmerksamkeitsspanne von Menschen und die Art und Weise aus, wie diese lernen.

Was Bosserklärungen angeht ist je nach Individuum bei 5 bis 10 Minuten Sense. Ich glaube ernsthaft, dass - bis auf einem Kampf wie Keal'Thas, mit seinen fünf Phasen - man auf keinen Encouter mehr als 600 Sekunden Erklährzeit verschwenden sollte. Alles darüber ist kontraproduktiv. Spätestens nach besagter Zeit wissen zwei Drittel der Raidteilnehmer nicht mehr wie der Boss "jetzt eigentlich noch mal" hieß und wo sie "jetzt eigentlich noch mal" waren, ganz zu schweigen davon was sie "jetzt eigentlich noch mal" tun sollten. Das letzte Drittel ist immerhin so intelligent dem Rückenmark einzuprogrammieren, dass es die Augen gefälligst zurück zum Spielfenster richten soll sobald der Ready-Check ertönt, während das Großhirn neue lustige Videos auf YouTube suchen darf.

"Habt ihr das alle verstanden?"
Wie oft haben wir den Satz in der Schule gehört, schweigend genickt und dabei inständig gehofft, dass wir nicht die arme Sau sind die gleich zum Vorrechnen an die Tafel zitiert wird. Das Leben ist nun mal zu Wiederholungen verdammt. So gesehen ist die einzige Frage, die ein Raidteilnehmer nach einer 'zu langen' Erklärung von sich gibt, ohnehin nur: "Wen soll ich gleich noch mal hauen?" ...und selbige ein sicheres Zeichen, dass beim nächsten Boss-Try irgendwas schrecklich schief gehen wird. In so einer Situation kann man sich glücklich schätzen, wenn der Maintank noch weiß dass er tanken muss...

Persönliches Fazit:
Ich selbst habe Schwierigkeiten mir alle Feinheiten eines Encouters zu merken, wenn sie das erste Mal verbal vor mir ausgebreitet werden ... also bleibe ich -wie wohl fast alle anderen auch- besser bei dem was für meine Klasse relevant ist. Natürlich könnte ich auch so fleißig sein mir das ganze vorher durchzulesen; Aber wie das mit Papier nun mal so ist, fühlt die Praxis fühlt dann doch irgendwie anders an und ist vor allem einprägsamer als Cellulose... außerdem ist das eine prima Ausrede für meine eigene Faulheit.

Trotzdem:
Faulheit hin oder her, ich bin eher der Fan von "Nur die wichtigen Stichpunkte, bitte." Dann 3 - 4 Mal ordentlich wipen um dabei lernen wie der Encounter funktioniert. Selbst in einem hoch motivierten 25er Raid ist es utopisch zu verlangen, dass beim ersten Mal jeder die im Forum gepostete Taktik auf die Reihe bekommt. Darüber hinaus denke ich auch, dass wenn man mit der Einstellung: "Wir bekommen jetzt eh erstmal auf die Fresse" an einen Boss herangeht, man viel Druck aus der Sache heraus nimmt.

In diesem Sinne, ich wünsche wenige Wiederholungen an diesem Wochenende.

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