Samstag, 23. Februar 2008

WoW und andere Kompromissgesellschaften

Teil 2 der epischen Queste mit der Käsereibe ist bereits in Berarbeitung, aber vorher möchte Ich noch einige Gedanken zum Besten geben, die mir neulich durch den Kopf gegangen sind...

Ich mag dieses Wort nicht: "Kompromissgesellschaft".
Seitdem Öl-Gerd diesen Ausdruck in das Bewusstsein der deutschsprachigen Weltbevölkerung gerückt hat, hat es für mich nach und nach einen immer negativeren Beiklang entwickelt. Nicht dass ich es nicht begrüßen würde, dass man sich bei aufkeimenden Konfliktpotential an einen Tisch setzt und versucht einen eben solchen Kompromiss auszuhandeln... aber wenn ich dieses Wort in letzter Zeit höre, klingt es für mich eher wie: "Wir weichen unsere eigenen Standpunkte so weit auf, bis unsere ursprünglichen Intentionen so Wischi-Waschi sind, dass im Endeffekt niemand bekommt was er will... und wir könnten den ganzen Aufwand auch genau so gut bleiben lassen."

Was mich allerdings momentan viel mehr aufregt, ist dass - diesen Begriff im Hinterkopf behaltend - scheinbar überall ein riesiger Diskussionsbedarf besteht… und dass über 'egal was'. Vor allem in WoW fällt es mir auf, dass wirklich jeder Scheiß ausdiskutiert werden muss. Frei nach dem Motto: "Ich will etwas was, dass du nicht willst, also lass uns doch darüber diskutieren bis ich meinen Willen bekomme..."

"Ey wilst du in mine Gilde?"
"Nein, danke. Kein Interesse. :)"
"aber warum nict????!!"
"Ich habe keine Lust, sorry."
"warum hast du kein lust???"
"Ich will einfach nicht, in Ordnung?"
"Boah du bist ja nOOb!!!111 Gilde jezt?"
[Sie ignorieren diesen Spieler jetzt.]

Und das ist kein Einzelfall, viele Leute scheinen ein einfaches 'Nein' heutzutage gar nicht mehr akzeptieren zu können. Jedenfalls nicht ohne ein zweiseitiges Pamphlet, in dem alle tieferen Beweggründe der persönlichen Entscheidung dargelegt und zusätzlich noch psychologisch analysiert werden. Wobei ich mich immer noch rätsele, wie man einen Satz wie:
"Nein, ich will garantiert nicht in eine Hordengilde die 'Wariors of Alianz' heißt und die einen Gildenchef hat bei dem ich - wegen der ganzen Sonderzeichen in seinem Namen - drei Stunden bräuchte um ihm einen Whisper zu schicken."

präziser und freundlicher formulieren kann, ohne dass die Person am anderen Ende des Internets irgendwelche Minderwertigkeits-Allüren auf den Tisch packt.

Weitere Punkte, wo einige Leute scheinbar Verarbeitungsschwierigkeiten des Wörtchens 'Nein' haben, sind zum Beispiel die Fragen, warum man in die Instanz XY (in welcher der ganze Loot schon bereits vorab an die anderen Gruppenmitglieder verteilt wurde) nicht als Tank mitkommen will, warum man denn nicht eben 2 Gold über hat (da derjenige schlicht und ergreifend zu faul ist, sich selbst in 15 Minuten 20-40 Kupfererz abzubauen, um diese dann im Auktionshaus für genau den Preis zu verkaufen) oder mein absoluter Liebling:

"Ey, kannst du mich mal eben durch Gnomeregan ziehen."

...ich glaube es gibt keinen anderen Satz auf diesem Planeten, der mich dazu bringt jemanden, direkt beim ersten Eindruck, vom Fleck weg aus tiefster Seele zu verachten. Er beginnt mit "Ey", enthält meine absolute Hassphrase "kannst du mal eben" und darüber hinaus das Wort "Gnomeregan" - welches eines der Worte ist, dass bei vielen WoW-Veteranen genau die gleichen traumatischen Flashbacks triggert wie Maschinengewehrfeuer bei ehemaligen Vietnam-Soldaten.

In diesem Sinne, ein schönes und kompromissfreies Wochenende.

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