Montag, 1. September 2008

Bayrischer Populismus! Yay!

Und wieder mal macht ein Bayer Aussagen, die nur bei Super-Konservativen und über-fürsorglichen Elten über 35 Anklang finden, welche nicht in der Lage sind selbst zu kontrollieren, ob das was ihre Kinder da am PC treiben ihnen in die Erziehung passt oder nicht.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU, was sonst) fordert erneut ein Verbot sogenannter Killerspiele in Deutschland. "Ich halte den derzeitigen Jugendschutz bei Computerspielen für völlig unzureichend", sagte Herrmann bei einem Expertengespräch am Montag in Berlin.

Also er, zwei Leute die genau so wenig Ahnung haben, dann vermutlich noch 'the furious' Pether Huth und (mit Sicherheit) Prof. Dr. Christian Pfeiffer, Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen.

An erster Stelle stehe "ein ausdrückliches Herstellungs- und Verbreitungsverbot virtueller Killerspiele im Strafgesetz mit Freiheitsstrafen bis zu einem Jahr oder einer empfindlichen Geldstrafe". Das bestehende Verbot verharmlosender und verherrlichender Gewaltdarstellungen sei nicht auf Computerspiele zugeschnitten und daher wirkungslos.

Ach ja.
Wir haben bereits eine USK und eine BPJS, die sich mit solchen Spielen auseinandersetzen und für Deutschland verbindliche Alterskennzeichnungen vergeben, oder im Notfall das Spiel auf den Index setzen. Wo genau besteht jetzt noch Regulierungsbedarf? Aber nun, von mir aus kann er gerne eine 'VBFUDDCSUNIDKPDFB' ins Leben rufen... 'VerbotsBehörde für Unterhaltungssoftware die der CSU nicht in den Kram passt des Freistaats Bayern.'

Noch mal zur Erinnerung:
Die Indizierung ist eine Verbreitungseinschränkung, kein Verbreitungsverbot. Das heißt, dass solche Medien bei einer Indizierung nicht mehr offen gehandelt werden dürfen, das Verbot bedeutet ein absolutes 'No-Go', es sei denn natürlich man hat es schon bei sich zu hause stehen.

Auf der anderen Seite, macht es im Bezug auf Computer- und Videospiele keinen Unterschied, ob sie nun einem Verbreitungsverbot oder einer Einschränkung unterliegten Denn wer hierzulande ein indiziertes Spiel besitzt, der hat es sich in 95% aller Fälle entweder aus dem Ausland importieren lassen... oder sich schlicht aus dem Netz heruntergeladen. Ob nun ein Spiel nicht verbreitet werden darf oder nur Indiziert ist, ändert meiner Meinung nach nichts an deren Vorkommen auf deutschen PCs und Konsolen.

"Menschenverachtende, grausame Gewalttätigkeiten, bei denen der Spieler auch noch Pluspunkte dafür erhält, dass er seine Gegner auf möglichst grausame Weise zu Tode quält, gehören weder in Kinder- noch in Erwachsenenhände", sagte der Minister. Das Verbot von Killerspielen sei Bestandteil des Koalitionsvertrags und müsse umgesetzt werden. "Eine ganze Generation von Kindern und Jugendlichen droht gegenüber Gewalt abzustumpfen und durch sinkende schulische Leistungen für unsere Gesellschaft verloren zu gehen."

Guten Morgen Jochen! Na auch schon wach?
Wie ich sehe hast Du die letzten sechs Jahre Jahre des Komputerspiel-Diskurses nicht mitgemacht oder einfach ignoriert. Was los? Ist in Bayern mal wieder nichts los, dass man sich profilieren muss, oder steht eine Wahl an von der wir nichts wissen? Ach was soll's, wenn es nur die Spiele sind, wo man Leute besonders effektiv zu Tode quält, dann trifft das allenfalls auf Machwerke wie 'Po5tal 2', 'M4nhunt' und... dieses kommende Spiel für die 'Wii' zu, welches nur die Farben, Schwarz, Weiß und Rot enthält. Und im Ernst, diese Spiele WILL ich auch gar nicht spielen, sie laufen mir zu wider.

Ich verstehe darüber hinaus nicht, warum mache Politiker meinen der Staat müsse überall mit Verboten eingreifen. Obwohl die USK bereits gestärkt wurde und einige rechtliche Änderungen gegriffen haben, hat sich die ganzen Diskussion seit Erfurt 2002 (!) keinen Millimeter bewegt. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass immer wieder die Frage schön unterdrückt wurde, warum denn eigentlich nicht die Eltern in der Lage sind zu kontrollieren, was ihre Kinder da spielen. Alle schreien nach Verboten und keiner fragt nach, warum die Erziehungsberechtigten scheinbar nicht eingreifen, wenn ihr Sprössling mit der Kettensäge die Leute enthauptet.

Diese Computerspiel-Diskussion ist für mich das klare Zeichen, dass die Kinder in unserer heutigen Gesellschaft mehr als 'Last' empfunden werden, denn irgendwas anderes. Anstatt, dass man mal ein Auge auf das wirft, was die Jüngsten tun und was sie wollen, werden sie von einem Lagerort in den nächsten geschoben. Vor den Fernseher, vor den PC und so weiter.
Wenn man schon Kinder mit Medien in Kontakt bringt, hat man als Eltern die Verantwortung zu wissen und zu überprüfen, was das eigene Kind da tut. Schließlich lässt man einen Sohn oder seine Tochter auch nicht aus dem Haus, ohne dass sie/er ein Handy bei sich hat oder man weiß wo das Kind die nächsten Stunden sein wird...
...und dann ist man aber zu faul, jede Stunde mal auf den PC oder den Fernseher des Filius zu schauen, um zu überprüfen ob er sich gerade harte Pornos reinzieht oder spitze Gegenstände in leblose Kadaver steckt, sondern schreit lieber nach Verboten?

Ich weiß nur von einer Kampagne, die sich dieser 'Idee' angenommen hat. Und das ist meiner Meinung nach ein Zeichen, dass große Teile der heutigen Gesellschaft bei ihrem Erziehungsauftrag versagen. Wir sind uns alle einig, das explizit blutige oder pornografische Darstellungen nicht in die Hände von Kindern oder Jugendlichen gehören und man sie am besten auch nicht darauf aufmerksam macht. Aber zu einer Erziehung gehört auch eine Schulung, sowie die elterliche Kontrolle des Umgangs mit den heutigen Medien. Verbote allein schulen nicht.

Darüber hinaus: "auch nicht in Erwachsenenhände"?
Ich weiß nicht ob ich darüber lachen oder weinen soll, so ein Verbot ist unmöglich durchzubekommen, nicht wo die 18 bis 30 Jährigen zum Großteil zur der Gruppe der Videospieler gehören. Ein Verbot, dass tiefer greift (und das wird es bei der CSU) als die obigen drei Spezielfälle, würde so gesehen jeden Cysis-Liebhaber mit Sodomisten und Rechtsextremen in eine Schublade stecken. Da kann man noch so laut auf den Koalitionsvertrag pochen, bis 2009 wird dieses nimmer was. Ach ja richtig... DIE Wahl steht an, sag das doch einer. Isses wieder so spät?

Und welcher deutsche Spielehersteller macht eigentlich solche Spiele? Ob man da nun Herstellungsverbot hinschreibt oder nicht, ist da doch auch nur Passus. Alle solche Spiele kommen aus dem fernen Ausland.

*kratz sich am Kinn und sieht vor dem geistigen Auge weiß-blau karierte Ninjas mit Lederhosen im Hauptquartier von 'id Software' einfallen und die Verantwortlichen für 'Doom 3' und 'Quake 4' nach Bayern entführen*

Aber Moment... ich weiß ein populäres Beispiel, bei dem man für besonders geschickten Tötungseinsatz mehr Punkte bekommt. Kennt ihr diese Spiele mit dem tierquälenden Klempner, bei dem man Bonuspunkte bekommt, wenn er auf Pilzen und Schildkröten rumspringt, ohne dabei den Boden zu berühren...?

Quelle: dernewsticker.de

18 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Du sprichst mir so aus der Seele. Ich denke mal besagter CSU-Politiker schielt eher auf die bevorstehende Wahl in Bayern, als auf die Bundestagswahl. Wird sich vermutlich also bald eh in Luft aufgelöst haben (hoffentlich).

Anonym hat gesagt…

Das stimmt. Es wird immer dasselbe gesagt, aber wenn gerade keine Wahl ansteht wird nichts getan.
Zu dem ausdrücklichen Herstellungs- und Verbreitungsverbot und der mangelnden Kontrolle der Eltern will ich Drunken zittieren:"Wenn ein 16-jähriger Jugendlicher raucht, mache ich dann Malboro oder seine Eltern verantwortlich? Wenn ein 16-jähriger Jugendlicher sich mit Bier zuschüttet, verurteile ich dann Beck's oder seine Eltern? "
Ich denke, dass trifft es ganz genau.

Anonym hat gesagt…

Wieder mal schöner Blogeintrag :).
Und ich kann dir in allen Punkten nur zustimmen.

Hoffentlich legt sich das bald endgültig. Aber dann kommt bestimmt zufällig ein Amoklauf (und der jenige hatte dann sogar einen Computer mit Minesweeper drauf!11!) und alles beginnt von vorn...

Hoffen wir, dass unsere Generation bald mal am Zug ist. Auch wenn es noch 30-40 Jahre dauert bei dem Alter eines Politikers.
Ich hoffe auch, dass wir dann aus den Fehlern und den Fehleinsichten der heutigen Politiker gelernt haben.

lilmaibe hat gesagt…

Ich warte auch immer noch auf den Amokläufer, der eine waffe hält, als hätte er tastatur und maus in der hand...

Anonym hat gesagt…

Lach nicht. Die CSU will doch genau das verhindert. Ich mein die armen Firmen die Mäuse und Tastaturen. Die verkaufen danch ja nichts mehr(Verschärfung des Waffengestzes...).

Anonym hat gesagt…

Interessant...
Der sonst so sarkastische und leicht zynische Zach, weicht einem der weder sublim kritisiert noch seine Antipathie gegenüber einem Thema versteckt, andererseits wäre es auch verschwendete Zeit, denn wie wir alle wissen sind Politiker die engstirnigsten Geschöpfe des Multiversums...
(Ja ich liebe Fachbegriffe und Ja ich lese grade Terry Pratchett.)

Zachrid hat gesagt…

Durchweg Zynismus und Sarkasmus waren in diesem Fall teilweise fehl am Platz, da dieses Thema schon bis zum Erbrechen mehrmals durchgekaut wurde... nur hat sich noch keiner die Mühe gemacht es entweder auszuspucken oder herunterzuschlucken.

lilmaibe hat gesagt…

Das 'schöne' an diesen Diskussionen ist jedesmal, dass die ganzen Amokläufer (Fakt!) im Schützenverein waren, waffennarren in der Familie hatten und generell von den Erziehungsberechtigten oder erwachsennen Vertrauten vermittelt bekommen haben, wie man schießt und das Gewalt geil ist, diese Umstände aber durch die Bank weg unterschlagen werden.

Nein, Schützenverein ist etwas altehrwürdiges und Eltern und andere Erwachsene wissen, was gut für das Kind ist. Es müssen dieses bösen Spiele sein.

http://badmovies.de/soap/client.php/Krankheit_Mensch

Zu dem Thema wird ich mir den ersten Film der Sammlung gerne mal ansehen.

Anonym hat gesagt…

Das ist ein unendliches Thema. Durch die Amokläufe wird es immer wieder angeheitzt und nach zwei Tagen ist wieder Schluss. Das Schlimme ist, wie Zach schon gesagt hat, dass das Thema nie ganz fallengelassen wird. Mit genau solchen Themen lassen sich Umfragen puschen.
Das ist ein Standartbeispiel dafür, dass Politiker nur simulieren müssen, etwas zu tun. Die wissen: Wir finden Amokläufe schrecklich.
Reaktion: Die erzählen uns, sie würden etwas unternehmen.
Schon allein die Tatsache, dass sich viele Leute mit soetwas abspeisen lassen, ohne die Sache kritisch zu betrachten.
Deshalb wird auch nicht daran gearbeitet, dass die Eltern mehr auf ihre Kinder achten. Es ist nicht Sinn der Aktion. Die einfachste Lösung ist halt zu sagen die bösen, bösen Spiele seinen ALLEINE an dem Amoklauf schuld. Also kündigt die Politik an, "Killerspiele" zu verbieten.
Der Fakt, dass die meisten Amokläufer schon vorher psychisch labil sind und agressive Vehaltensweisen zeigen ist uninteressant. Es geht um die aus der Feuchelei resultierenden Sympatiepunkte.

lilmaibe hat gesagt…

Das Amokläufer eh nicht viel in der Birne zu haben scheinen, haben die beiden bewiesen, die mit Softairgun und normaler Armbrust Amok laufen wollten....
(wie lange braucht man in etwa um eine Armbrust nachzuladen? )

Anonym hat gesagt…

Minimum 30 Sekunden, aber auch nur mit Übung. Die beiden sind ein Paradebeispiel, dass die Spiele zwar nicht harmlos, aber nicht alleine Schuld sind. Bei "Killerspielen" lernt man "effektiv" zu töten. Ein Killerspieler würde in keinem Falle ein Armbrust verwenden.

Zachrid hat gesagt…

Ich denke wir einigen uns darauf, dass jemand der vor hat Menschen von Angesicht zu Angesicht umzubringen sich dafür die praktikabelste Waffe sucht, die für ihn verfügbar ist.

Man sucht sich keine Armbrust für einen Massenmord aus, weil sie nicht dafür gemacht ist und man in unserer Zeit 'bessere' und leichter zu handhabende Optionen bei der Tötung hat, nicht weil man aus Spielen gelernt hat, dass man eine Feuerwaffe verwenden sollte.

Die einzige Tatsache, dass die ganzen bisherigen Amokläufe nicht mit Maschinengewehren oder Schrotflinten wie den 'Jackhammer' ausgeführt wurden, ist diejenige dass sie in Deutschland unter das Kriegswaffengesetz fallen.

Anonym hat gesagt…

Glücklicherweise ist das normale Waffengesetz dieses Jahr schon verschärft. Das macht das amokläufen aufwendiger. Zwar ist klar das man auf dem Schwarzmarkt alles kriegt, aber den muss man erstmal finden. Das grenzt die Möglichkeiten der Amokläufer noch mehr ein.
Generell kann ich Zach's letztem Kommentar zustimmen.

Anonym hat gesagt…

Das beschließen Personen die mehr schon in der Pension sind als sonst wo. Warum lasssen sie nicht mal die Jugendliche mitbestimmen? Welches Spiel indiziert wird und welches nicht?

Ich erinnere daran das man früher geglaubt hat wenn man durch einen Tunnel fährt erstickt man....

Kelastor hat gesagt…

Das Problem am mitbestimmen besteht darin, dass dann garkeine Spiele verboten werden. Die Spieler haben Spaß daran. Ist doch verständlich wenn die sich dann dagegen stellen. Würde ich auch tun.

Anonym hat gesagt…

Ich sehe das auch so aber in ganz Deutschland sind viele politiker so drauf(vor allem vor Wahlen *hust*) nicht nur in Bayern.

Zachrid hat gesagt…

Natürlich sollten Jugendliche NICHT bei der Entscheidungsfindung was gut für sie ist... nicht unbedingt als vollkommen mündig einbezogen werden. Dennoch denke ich, dass die Personen die am meisten von sich Reden machen zu diesem Thema einen eingeengten Blick auf diese Spiele haben. Klar kann man nur die Lösung 'Verbot' finden, wenn man keine andere Lösung oder einen Kompromiss finden will.

Aber was soll man machen, eine andere Lösung um 'Gewaltbereitschaft' in der heutigen Gesellschaft zu verhindern würde doch nur ein Zugeständnis sein, dass die eigene Politik fehlerbehaftet ist. Wenn sich um die Kinder nicht genug gekümmert wird, ist der Staat schuld, dass die Menschen so sind. Liegt es an der Perspektivlosigkeit die viele Jugendliche haben, dann ist der Staat auch schuld, dass er keine Zukunftschancen bietet.

Das einzige was sich anbiedert und nicht als ein vorhergehendes Versagen der Politiker/des Staates gewertet werden kann, ist das neue Medium der Videospiele.

Anonym hat gesagt…

Naja, da unser schwarzes Wahlvieh in Bayern mal wieder eingefangen werden will so kurz vor den Wahlen, wundert mich das nicht unbedingt, dass es ausgerechnet von besagtem Herrn kommt.

Sorry, aber was der Staat da abzureglementieren versucht (bzw. grad wieder mal Bayern), nimmt nur noch mehr Verantwortung aus der Erziehung, die eigentlich die Eltern erledigen sollten. Man könnte es den Leuten auch zu leicht machen und die Kinder mit noch weniger Erziehung auf die Straße schicken (entschuldigt bitte die Verallgemeinerung, aber es ist mir in letzter Zeit wieder sehr häufig aufgefallen). Auch wenn es viele nicht hören wollen, tragen die Eltern immer ncoh die Verantwortung für ihre Sprößlinge auch bei dem was gekauft und gespielt wird...